Marcels Marokkotour 2005

26.02. -09.03.05

Getarnt als Sprachkurs in Südspanien (was wirklich geplant war) ging´s mit einem Flug nach Jerez über Algeciras nach Tanger. Die Ausstattung kann sich sehen lassen: Ein zehn Jahre altes Stahlrad, gekauft für 190,- DM, durch einige Teile erweitert. Radtaschen im Wert von 9,95 Euro, eine Lenkertasche (3,95), Lederbezugsattel (1,-), Zweimannzelt (0,00; Werbegeschenk an meine Großeltern von einer Zigarettenfirma als Belohnung fürs Rauchen), und die teuren Markensachen: 50,- Salewa-Schlafsack, Trangiaspirituskocher, Ortlieb-Rollsack. 

Los geht’s in Alzey, wo ich nach Zugfahrt von Heidelberg in Richtung Hahn starte, 109 Kilometer durch Schnee, immer mit der Hoffnung „in Spanien und Marokko ist das Wetter besser...“, was zumindest für Spanien nicht zutraf, welches völlig unter Wasser stand. Tanger empfängt mich freundlich, im CTM-Bus nach Rissani (15.00 h in Tanger gestartet, 7.00 h in Rissani angekommen) beobachte ich das Regenwasser, das außen in Strömen die Scheiben hinunterläuft. Huch, ist ja gar nicht außen, sondern innen. Auch egal, noch ist ja Platz im Bus zum wechseln.  

Während die ersten Eindrücke vor dem Atlas mich nicht so beeindrucken, begeistert mich die Aussicht hinter Midelt durchaus. Die Teerstraße von Rissani nach Merzouga kommt mir ganz gelegen, die 40 Km bis zu den Dünen werden leicht unterschätzt da man die Dünen in der Ferne von weitem sieht. Immerhin, Wasser gibt es, warm ist es, der Campingplatz kostet 20 DH, was will man mehr? Weniger aufdringliche Leute vielleicht (Nein, nicht Marokkaner, ich meine deutsche Womotouris, die an meiner Ausstattung rummonken und mich mit wilden Geschichten über Sandstürme verunsichern wollen).  

Der Wecker klingelt um fünf, um mich für den Sonnenaufgang auf den Dünen zu motivieren, ich muss ihn irgendwie ausgeschaltet haben, und sage mir, dass sie bei Tag auch schön sind und der Sonnenaufgang bei der nächsten Reise auch noch da ist.

Die Tour geht weiter nach Erfoud, wo der Campingplatz leider ohne WC-Spülung auskommt. Aber was soll man machen? Der nächste Tag wird der längste der Tour, bis Tinerhir sind es 149 Kilometer. Was mir heute noch Rätsel aufgibt: Man schaut sich in der Pampa um, sieht weit und breit nichts und niemanden, aber sobald man sich setzt und einen Schluck trinkt, sieht man aus allen Richtungen Kinder anspringen die meistens höflich sind und auch etwas von den seltsamen Essenssachen vom Deutschen haben wollen. Kann mir jemand sagen wo die sich verstecken?? 

Während die motorisierten Marokkaner ausnehmend freundlich hupen und winken, starren die Wohnmobiltouristen ungerührt und unzufrieden geradeaus. Auch als ich eins anhalten will, um nach dem Wetter zu fragen winken sie nur müde ab, nach dem Motto, „wir kaufen und geben nichts“. Der spätere Aufenthalt auf dem Campingplatz in Ouarzazate (Die deutschen sagen „Kwarsasatt“, warum eigentlich?)  bestätigt mir: Das ist das anstrengendste im ganzen Land. Immerhin blicken sie mich mitleidig an und bieten mir Wasser und Brot an. 

Auf der Straße der Kasbahs fallen mir viele tote Hunde auf, nette Franzosen begegnen mir und bieten an, mein Gepäck bis Tinerhir mitzunehmen, aber dafür bin ich zu stolz, auch wenn der Wind schon etwas anstrengt. Dann ein Platten mitten im Dorf, der aber mithilfe der Dorfjugend schnell behoben ist. Obwohl bestimmt 20 Kiddies um mich rumstehen habe ich keinerlei Angst um meine Sachen, die sind wirklich nur neugierig. Auch die Steinewerfer brauchen noch viel Übung bevor sie einmal treffen, und dann hoffentlich keinen Fahrradfahrerkollegen. Die Jugendlichen lieben es auch, sich Rennen mit mir zu liefern, einer teilt mir sein gerade in der Schule gelerntes Wissen mit, er redet irgendwas von „Hattlerrrrr“ (stark gerolltes ‚R’).

In Tinerhir leitet mich ein älterer Geselle zum Hotel de l’avenir, natürlich „ohne jegliche finanzielle Interessen“. Am nächsten Tag fängt er mich ab und verlangt seinen Lohn. Im Geschäftemachen sind sie unschlagbar, das muss man sagen. Ich bin nicht so erfolgreich, als ich den lustigen Marokkaner, der auf meinem Gepäckträger mit mir in die Todhraschlucht fährt, auffordere mir etwas zu zahlen. Ich glaube, er braucht sein Geld selber für den Zahnarzt. 

Der nächste Tag ist mit 55 Kilometern locker, in einem schönen Hotel mit zwei Sternen komme ich für 60 DH unter, inklusive Blick auf die Stadt. Die Bettelversuche muss ich ablehnen, mit einem Grund der tatsächlich wahr ist: Ich habe kein Bargeld mehr und am Wochenende funktionieren die Geldautomaten nicht.  

Den Tag darauf verbringe ich damit, 125 Kilometer nach Ouarzazate zu fahren, unterwegs kaufe ich Schokolade, die Frage des Verkäufers, wieviele Stückchen ich denn wolle verwirrt mich doch etwas. Und wirklich: Er holt einen Müllbeutel mit loser Schokolade und gibt mir die abgemachte Anzahl. 

Sprechen wir nicht über Ouarzazate, lieber über die reizende bevorstehende Atlasquerung gen Marrakesch. Auf einer Anhöhe überholt mich ein Syncro aus Frankfurt, die Insassen sind sehr nett und wir quatschen über Land und Leute. Sie drücken ihren Respekt vor meiner Fahrt aus, was mich etwas erröten läßt. Auch das Franzosenpaar, das ich in Merzouga getroffen hatte überholt mich am Paß, es gibt ein großes Hallo. Anscheinend bin ich echt auf der absoluten Hauptstraße unterwegs.  

Die Hotelbesitzer in Taddert machen einen dummen Fehler: Nicht nur verlangen sie das doppelte des üblichen Preises für ein Zimmer das nicht mal ein Fenster hat, nein sie schließen nachts auch noch den Gang zur Toilette zu. Selbst schuld, so erfolgt meine kleine Rache im Waschbecken. Der nächste Tag ist sehr angenehm, jetzt geht es abwärts, das braunrot des südlichen Atlas weicht einem satten grün, Marrakesch ist nicht mehr weit.

Dort angekommen quartiere ich mich im Hotel Mimosa ein, sehr zu empfehlen, vor allem weil die Jungs an der Rezeption laufend ihre 120jährige Oma, die immer alle terrorisiert (auch mich, als ich meine Wäsche bezahlt und sie immer „encore, encore..“ muffelt, und mich, als ich nichts mehr gebe, mit einem Voodoo-Durchfall-Trick versieht, der am nächsten Tag eintrifft und eine Woche anhält) auf geniale Weise nachäffen. Dieses Jahr werde ich wohl wieder hingehen, aber auf dem allgemein bekannten Platz esse ich nichts mehr.

Der Rest ist schnell erzählt: CTM-Fahrt über Casablanca nach Tanger, Stadtrundgang mit Erichs Familie, Schnellfähre nach Algeciras, mit dem Rad bei Nacht über die Jerezsche Autobahn (genau jetzt fällt der Dynamo aus) und dann zurück.

Fazit: Nächstes Mal (juhhuuu 28.3.06 ists soweit) die Route abseits wählen, dort wo normale Wohnmobile nicht hinkommen, hähähäää... mal schauen ob der Plan aufgeht. Auch die Einreise über Spanien bringt uns nichts mehr, kostet viel Geld, Zeit und nerven. Aber ich finde, die „alte Mühle“ (so mein Nachbar) hat die 900 Kilometer gut gemacht, und sie darf nächstes Mal wieder mit und hat die Ehre meine Freundin zu transportieren.

Bitte, liebe Womofahrer, ich weiß ihr kommt diesmal nicht gut weg, aber vergesst nicht, auch ich habe eins (wenn auch nur einen VW-Bus), und vielleicht verstehen wir uns ja nächstes Mal besser, es sollen sich nur die betroffenen angesprochen fühlen J Die marrokanischen gefürchteten Hotelzimmer für 5 Euro sind nicht so grauenhaft wie oft gesagt wird, ich hatte nicht einmal etwas zu beanstanden, vielleicht hatte ich nur Glück.

 

Das gute Stück auf dem Pass 

Hitchhiker

Wo verstecken sie sich nur? 

Das sind sie also, die Dünen...

 

Der Djemaa el Fna 

Marrakesch von oben 

Gut dass ich da nicht hochfahren muss...

Schlecht dass ich da hochfahren muss...

 

Für den Inhalt verantwortlich: Marcel Grund,  Email: MarcelGrund(ät)aol.com

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